Laut MSD ist die somatische Belastungsstörung ist durch ein oder mehrere chronische körperliche Symptome gekennzeichnet, die zu erheblichem und unverhältnismäßigem Leid, Sorgen und Funktionsschwierigkeiten im Alltag hinsichtlich dieser Symptome führen.

Bis Klienten mit SSD eine gezielte Behandlung erhalten vergeht oft viel Zeit und generell sind die Effektstärken von Interventionen oft klein. Zwei gute Gründe sich näher mit diesem Thema zu beschäftigen. Studien lassen annehmen, dass Imbalancen im autonomen Nervensystem wie eine niedrige HRV eine Rolle bei SSD spielen könnten. Auch zeigte sich, dass HRV-Biofeedback, als eine Methode der Selbstregulation, positive Effekte bei chronischem Schmerz und funktionalen Syndromen zeigte.

Zur Erinnerung: Was ist die Herzratenvariabilität?

Die Herzratenvariabilität (manchmal auch Herzfrequenzvariabilität genannt) bezeichnet die Fähigkeit des Organismus die Frequenz des Herzrhythmus zu verändern. Im ersten Moment mag es gut klingen, wenn Ihr Herzschlag stets gleich und regelmäßig ist. Doch wenn sich ein Freund hinter einer Tür versteckt und Sie erschreckt, wäre es eher unüblich, dass ein Herzschlag nicht steigt.

Eine hohe HRV kann sinngemäß als eine höhere Anpassungsfähigkeit des Organismus verstanden werden. Durch chronischen Stress ist diese Variabilität aber oft mehr oder weniger eingeschränkt. Dieser Einfluss von Stress ist der Grund warum eine Verbesserung der HRV beispielsweise oft über Entspannungsübungen wie in einem Atemtraining angestrebt wird. Durch eine entspannte Atmung sinkt der Stress und die HRV steigt. Sehr nützlich ist auch die Darstellung der Atemzüge pro Minute, um über diese Erfassung festzustellen, bei welcher Atemfrequenz ein Klient die beste HRV hat. Mehr Infos dazu hier.

Die vorliegende Studie untersuchte auf dieser Basis im Folgenden die Effektivität einer kurzen HRV-Biofeedback Intervention für SSD Es wurden 2 Gruppen behandelt:

  • eine mit 4 Sitzungen HRV-Biofeedback
  • eine mit Autogenem Training

Beide Behandlungen zeigten sich als erfolgreich in der Verbesserung des Schweregrads der Symptome der Erkrankung selbst, spannend war aber, dass auf der Skala der psychologischen Symptome signifikant größere Verbesserungen in der HRV-Gruppe auftraten.

Die Autoren schlussfolgern, dass die Verbesserung in den somatischen Symptomen aber spezifisch jene in den kognitiv affektiven und der autonomen Regulation nach nur 4 Sitzungen zeigen, dass ein kurzes HRV-Biofeedback eine vielversprechende Vorgehensweise sei.

Quelle: Krempel, L., & Martin, A. (2023). Efficacy of Heart Rate Variability Biofeedback for Somatic Symptom Disorder: A Pilot Randomized Controlled Trial. Psychosomatic Medicine, 85(1), 61-70.