Posttraumatische Belastungsstörung und Biofeedback
Die Lebenszeitprävalenz einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) liegt bei etwa 8 %1, kann jedoch bei besonders gefährdeten Personengruppen wie Flüchtlingen deutlich höher ausfallen2. PTBS zählt zu einer der häufigsten psychischen Störungen und kann durch traumatische Erlebnisse oder stark belastende Situationen ausgelöst werden. Betroffene leiden häufig unter sogenannten Flashbacks, bei denen sie unfreiwillig die belastenden Erlebnisse wiedererleben.
Biofeedback als Behandlungsansatz bei PTBS
In der Behandlung der PTBS mit Biofeedback kann beispielsweise ein Atemtraining als unterstützende Behandlung zusätzlich zu kognitiver Verhaltenstherapie angewandt werden3. Doch auch die Arbeit mit der Respiratorischen Sinusarrhythmie/der Herzratenvariabilität (also dem Einklang von Atmung und Herzschlag) wird genutzt4.
Werden Menschen in kurzen Abständen und/oder regelmäßig mit Stress konfrontiert kann eine (sonst nur vorübergehend) erhöhte Muskelspannung zum Dauerzustand werden. Vor allem bei traumatisierten Schmerzpatienten wird daher auch das EMG-Biofeedback zur Verringerung von chronisch erhöhter Muskelspannung eingsetzt5.
Wirksamkeit
Im Biofeedback-Review der Association for Applied Psychophysiology and Biofeedback „Evidence-Based Practice in Biofeedback and Neurofeedback“ wurde Biofeedback zur Behandlung von PTBS als „wahrscheinlich wirksam“ eingestuft6. Über die Behandlung traumatisierter Schmerzpatienten wurde von Frau Dr. Liedl und Kolleg:innen auch ein Manual veröffentlicht, welches die Biofeedback-Training mit einschließt5.
Eine Studie welche HRV-Feedback bei Veteranen mit PTBS legte nahe, dass Biofeedback eine effektive Modalität für die Behandlung dieser Gruppe sei4. In einer weiteren Studie erwies sich Atembiofeedback als praktische und leicht zu ergänzende Behandlungsmethode für die Posttraumatische Belastungsstörung. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (kognitive Verhaltenstherapie) zeigte sich in der Atembiofeedback-Gruppe (Atem-Biofeedback plus kognitive Verhaltenstherapie) eine signifikant schnellere Symptomreduktion3.
Beispiel aus der Praxis
Ein passendes Praxisbeispiel liefert Dipl.-Psych. Andres Kruse vom Rheumazentrum Oberammergau:
Im Fall einer differenzialdiagnostisch festgestellten Posttraumatischen Belastungsstörung setzen wir seit Kurzem Biofeedback im Rahmen einer ausschnittsweisen Behandlung (infolge unserer Behandlungsdauer von 2 bis 3 Wochen) nach Liedl et al. (Trauma und Schmerz, Schattauer 2013) ein, um den Probandinnen eine vermehrte Distanzierung von dem belastenden (und schmerzverstärkenden) Erleben von Flashbacks und Intrusionen zu erleichtern.
Die klare graphische Rückmeldung psychophysiologischer Parameter erleichtert es den ProbandInnen, die für Sie geeignete Methode der Selbstberuhigung und -distanzierung herauszufinden und einzuüben.
Ausführlicher Bericht über Studie
Die trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition hat sich bis jetzt als sehr effektive Behandlung für die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) erwiesen. Dennoch profitieren nicht alle Betroffenen gleichermaßen von dieser Therapieform. Ein Forschungsteam um Dr. Olff vom Department of Anxiety Disorders der Universität Amsterdam untersuchte daher die unterstützende Wirkung von Atembiofeedback bei der Behandlung von PTBS. Die Proband:innen wurden entweder einer Gruppe mit Standard kognitiver Verhaltenstherapie oder einer Gruppe mit unterstützender Atembiofeedbackbehandlung zugeteilt.
Ergebnisse und Fazit der Studie
Atembiofeedback erwies sich als praktische und leicht integrierbare Ergänzung zur Standardbehandlung. In beiden Gruppen zeigten sich positive Effekte. In der Atembiofeedback-Gruppe zeigte sich jedoch eine signifikant schnellere Reduktion der PTBS-Symptome.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Biofeedback eine vielversprechende Ergänzung zur herkömmlichen Therapie bei PTBS sein könnte. Weitere Forschung auf diesem Gebiet ist daher zu empfehlen, um das Potenzial dieser Behandlungsform weiter zu erkunden und zu optimieren.
Biofeedback bei:
ADHS
Angststörungen
Asthma
Beruf
Bluthochdruck
Depression
Epilepsie
Erektile Dysfunktion
Inkontinenz
Leistungssport
Morbus Raynaud
PTBS
Rehabilitation
Reizdarm
Schlafstörungen
Stress & Burnout
Stressdiagnostik
Schmerztherapie
Tinnitus
Verstopfung
Quellen:
1 Kessler, R. C., Sonnega, A., Bromet, E., Hughes, M., & Nelson, C. B. (1995). Posttraumatic stress disorder in the National Comorbidity Survey. Archives of general psychiatry, 52(12), 1048-1060.
2 Steel, Z., Chey, T., Silove, D., Marnane, C., Bryant, R. A., & Van Ommeren, M. (2009). Association of torture and other potentially traumatic events with mental health outcomes among populations exposed to mass conflict and displacement: a systematic review and meta-analysis. Jama, 302(5), 537-549.
3 Polak, A. R., Witteveen, A. B., Denys, D., & Olff, M. (2015). Breathing biofeedback as an adjunct to exposure in cognitive behavioral therapy hastens the reduction of PTSD symptoms: a pilot study. Applied psychophysiology and biofeedback, 40(1), 25-31.
4 Tan, G., Dao, T. K., Farmer, L., Sutherland, R. J., & Gevirtz, R. (2011). Heart rate variability (HRV) and posttraumatic stress disorder (PTSD): a pilot study. Applied psychophysiology and biofeedback, 36(1), 27-35.
5 Liedl, A., Knaevelsrud, C., & Müller, J. (2013). Trauma und Schmerz: Manual zur Behandlung traumatisierter Schmerzpatienten. Schattauer Verlag.
6 G. Tan, F. Shaffer, R. Lyle, & I. Teo (Eds.). Evidence-based practice in biofeedback and neurofeedback (3rd ed.). Wheat Ridge, CO: Association for Applied Psychophysiology and Biofeedback.