Biofeedback in der Schmerztherapie

Neben der allgemeinen Behandlung von Stress und Burnout kann die Arbeit an chronischen Schmerzen mittels Biofeedback wohl mit Recht als einer der Superstars der Welt des Biofeedbacks betrachtet werden.

Warum ist das so?

  • Die Methode ist medikamentenfrei
  • Der Klient erlebt sich selbst als aktiv und wirksam und nicht willenlos dem Schmerz ausgeliefert
  • Biofeedback eröffnet vielen Probanden überhaupt erst den Zugang zu einem multi-faktoriellen Krankheitsmodell (Bio-Psycho-Sozial)
  • Die objektive Rückmeldung erlaubt dem Klienten konkret seinen Fortschritt zu sehen und motiviert oft mehr als „unüberprüftes“, generisches Entspannungstraining

Die Vorteile dürften noch weitergehen, aber ganz generell kann gesagt werden, dass die Anwendung von Biofeedback vor allem bei chronischen Schmerzen hocheffektiv und beliebt ist. Auch bei den Anwendern selbst ist dies der Fall – so berichtet z. B. Dr. Müller-Schwefe aus dem Schmerzzentrum Göppingen:

„Die visuelle Darstellung des Biofeedback-Systems ermöglicht ein sehr leichtes Verstehen der Zusammenhänge zwischen körperlichen Vorgängen und gedanklichen oder emotionalen Reaktionen. So können zu einen die Auswirkungen der psychischen Faktoren auf das Schmerzgeschehen deutlich gemacht werden, aber auch z.B Fehlhaltungen, körperliche Belastungen in praktischen Übungen deutlich und eindrücklich zurückgemeldet werden. Mit Hilfe des Biofeedbacktrainings sind viele Probanden in der Lage ihre Muskelanspannung zu verringern und Schmerzen zu reduzieren (…)“

Dr. Müller-Schwefe

Schmerzzentrum Göppingen

Auch Herr Dr. med. Klaus-Jörg Münzer erklärt in diesem Interview, wie er Biofeedback in der Schmerztherapie einsetzt.

Arten von Schmerzen

Biofeedback wird bei vielerlei Formen von chronischen Schmerzen angewandt, aber einige Indikationen sind doch in der Praxis am häufigsten vorzufinden. Über diese soll hier näher berichtet werden.

 

 Biofeedback bei:

5

ADHS

5

Angststörungen

5

Asthma

5

Beruf

5

Bluthochdruck

5

Depression

5

Epilepsie

5

Erektile Dysfunktion

5
Hyperventilation
5

Inkontinenz

5

Leistungssport

5

Morbus Raynaud

5

PTBS

5

Rehabilitation

5

Reizdarm

5

Schlafstörungen

5

Stress & Burnout

5

Stressdiagnostik

5

Schmerztherapie

5

Tinnitus

5

Verstopfung

Biofeedback bei Spannungskopfschmerz

Typische Merkmale von Spannungskopfschmerz sind: ein dumpf-drückender Schmerz, der meist global den ganzen Kopf betrifft. Der Schmerz ist von geringer bis mittlerer Intensität und wird durch körperliche Aktivität nicht verstärkt. Dieser kommt nicht anfallsartig, sondern schleichend in einem Zeitraum von 30min bis sich Dauerkopfschmerzen einstellen. Man unterscheidet zwischen episodischen und chronischen Verlauf.

Kopfschmerzen gehören zu den verbreitetsten Schmerzerkrankungen. Bei 40% der Personen, die unter Kopfschmerzen leiden, besteht Spannungskopfschmerz. Biofeedback ist sowohl für die Überkategorie Kopfschmerz, als auch für die Unterkategorie Spannungskopfschmerz ein wirkungsvolles Verfahren.

Ursachen

Die Ursachen für Spannungskopfschmerz sind vielseitig: Ein wesentlicher Faktor ist allerdings bei vielen Betroffenen eine erhöhte Muskelspannung in der Nacken-, Kopf- und Schultermuskulatur, welche besonders stark in belastenden Stresssituationen auftritt. Aber auch Fehlhaltungen oder einseitige Belastungen spielen eine Rolle.

Aber auch soziale Auslösefaktoren können eine wesentliche Rolle spielen. Es handelt sich hierbei häufig um belastende Stresssituationen, die mit fehlenden Möglichkeiten einer adäquaten Bewältigung einhergehen – und daher ein psychische und in diesem Fall vor allem auch körperliche Stressreaktion auslösen.

Ein Merkmal einer solchen körperlichen Stressreaktion sind zusätzliche muskuläre Verspannungen, welche besonders bei einem generell erhöhten Anspannungsniveau, Schmerzen verursachen können.

Muskelbeanspruchung können solche Verspannungen begünstigen.

Diese dauerhafte Verspannung einer Muskelpartie führt zu einer reduzierten Durchblutung des Gewebes in den betroffenen Muskeln, was wiederum eine Sauerstoffunterversorgung des Gewebes zur Folge hat. Diese Unterversorgung sowie ein mangelnder Abtransport entstandener Stoffwechselprodukte verursachen letztendlich den Schmerz.

Behandlung von Spannungskopfschmerzen mit Biofeedback

Spannungskopfschmerzen werden mittels Biofeedback primär (nahezu ausschließlich) über die Senkung der Muskelspannung behandelt. Diese wird als essenzieller Einflussfaktor auf den Schmerz betrachtet. Meist wird hier die Frontalis-Muskel trainiert1.

Gearbeitet wird hier mittels EMG-Elektroden, welche an die entsprechende Stelle des Muskels angelegt werden. Mittels visueller oder akustischer Rückmeldung können Klienten dann erlernen, Einfluss auf diese Spannung zu nehmen. Ziel ist es oft den Teufelskreis aus Schmerz – Stress – Verspannung – mehr Stress – mehr Schmerz zu durchbrechen. Biofeedback kann auch angewandt werden, um Ursachen von Verspannungen zu eruieren. Ein weiteres Ziel des Biofeedbacktrainings ist der Ausbau der Körperwahrnehmung und die Beibehaltung der Entspannung auch in belastenden Situationen.

Wirksamkeit

Eine zusammenfassende Bewertung von Studien (auch Meta-Analysen) belegte die Wirksamkeit von Trainings, in denen Biofeedback eine wesentliche Komponente war, eindeutig.

„Ich erinnere mich besonders an eine Klientin, die seit ihrer Kindheit an Migräne und Spannungskopfschmerz leidet. In nur 8 Trainingsitzungen konnte ich sie dabei unterstützen, die Häufigkeit der Attacken deutlich zu reduzieren. Weiters schafften wir es mithilfe eines Bauchatemtrainings und Progressiver Muskelentspannung, beginnende Kopfschmerzen „abzufangen“, sodass es in weiterer Folge zu gar keiner ausgeprägten Kopfschmerzattacke mehr kam. Die Klientin konnte eine deutliche Steigerung ihrer Lebensqualität erreichen.

Mittlerweile hat sie die Übungen so verinnerlicht, dass keine „Kontrolle“ durch das Biofeedbackgerät mehr notwendig ist.“ 

Mag. Lydia Oberthaler

Biofeedback gegen Spannungskopfschmerzen

Das folgende Video zeigt, wie die Ursachen von Spannungskopfschmerzen gefunden und entgegengetreten werden können, mittels Biofeedback-Training.

Biofeedback bei Migräne

Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Etwa 6 bis 8 % aller Männer und 12 bis 14 % aller Frauen leiden unter dieser Art von Kopfschmerzen, die durch starke, oft einseitige, pulsierend-pochende Schmerzen und begleitende Symptome wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Lichtempfindlichkeit und andere Symptome gekennzeichnet sind.3 Darüber hinaus gibt es eine nachgewiesene Komorbidität zwischen Migräne und klinischer Depression, was die Komplexität der Erkrankung weiter erhöht.4

Migräne ist nicht nur eine erhebliche Belastung für die Betroffenen, sondern auch ein bedeutsamer Faktor im Gesundheitswesen, da sie häufig zu wiederkehrenden und längeren Krankenständen führt.

Behandlung von Migräne mit Biofeedback

In den letzten Jahren hat sich Biofeedback als vielversprechende Methode zur nicht-medikamentösen Behandlung von Migräne etabliert. Insbesondere das Vasokonstriktionstraining in Kombination mit einem Handerwärmungstraining gilt als Goldstandard in der Biofeedback-Therapie bei Migräne. Diese Methoden zielen darauf ab, die Erweiterung der Blutgefäße zu beeinflussen, ein Prozess, der bei der Entstehung von Migräne eine zentrale Rolle spielt.

Vasokonstriktionstraining: Kontrolle über die Schläfenarterie

Beim Vasokonstriktionstraining lernen die Betroffenen, die Schläfenarterie bewusst zu verengen. Durch das gezielte Training können Betroffene im Falle einer drohenden Attacke die Schläfenarterie kontrolliert verengen und so den Anfall möglicherweise abwenden. Interessanterweise kann diese Technik auch präventiv eingesetzt werden. Sollte der/die Klient:in Anzeichen einer Aura verspüren – einem häufigen Vorboten der Migräne – kann er/sie bereits durch eine bewusste Erweiterung der Schläfenarterie einer extremen Arterienweitung und damit der Migräne entgegenwirken.1

Handerwärmungstraining: Reduktion des Sympathikotonus

Beim Handerwärmungstraining wird die Fähigkeit trainiert, die periphere Temperatur zu erhöhen, was eine Erweiterung der peripheren Blutgefäße zur Folge hat. Dieser Prozess geht mit einer Reduktion des Sympathikotonus einher, also einer Verringerung der Aktivität des sympathischen Nervensystems. Durch das Erlernen dieser Technik können Betroffene nicht nur die periphere Blutzirkulation verbessern, sondern auch eine tiefere Entspannung erreichen, die zur Linderung von Migräne-Symptomen beiträgt.1

Wirksamkeit

Die Wirksamkeit von Biofeedback bei der Behandlung von Migräne ist gut dokumentiert. Eine umfassende Literaturübersicht zeigt, dass Biofeedback eine signifikante Reduktion der Migränehäufigkeit und -intensität bewirken kann. In vielen Fällen bleiben die erzielten Effekte auch nach Beendigung des Trainings stabil und können sich sogar im Laufe der Zeit weiter verbessern.1

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie erwähnt Biofeedback in ihrem Bericht über die Akuttherapie und Prophylaxe der Migräne und verweist auf Meta-Analysen, die eine Reduktion der Migränehäufigkeit um 35 % bis 45 % durch Entspannungsverfahren und verschiedene Biofeedback-Methoden zeigen. Diese Ergebnisse sind vergleichbar mit der Effektstärke von Propranolol, einem häufig verwendeten Medikament zur Migräneprophylaxe. Darüber hinaus können die Effekte von Biofeedback durch die Kombination mit anderen Methoden wie der progressiven Muskelrelaxation (PMR) noch weiter gesteigert werden. In Studien wurde gezeigt, dass die Kombination von PMR, Temperatur-Biofeedback und Propranolol zu einer Verbesserung der Migräneaktivität um 50 % bis 70 % führen kann, während die Anwendung von PMR und Temperatur-Biofeedback alleine eine Verbesserung von 33 % bis 50 % erzielte.5

Fazit: Biofeedback als wertvolle Alternative bei Migräne

Biofeedback bietet eine wertvolle Alternative oder Ergänzung zu medikamentösen Therapien bei der Behandlung von Migräne. Durch gezieltes Training lernen Betroffene, ihre körperlichen Reaktionen besser zu kontrollieren und so Migräneattacken vorzubeugen oder ihre Intensität zu reduzieren. Insbesondere in Kombination mit anderen nicht-medikamentösen Verfahren wie der progressiven Muskelrelaxation zeigt Biofeedback eine hohe Effektivität, die mit der Wirkung etablierter Medikamente vergleichbar ist. Für viele Migränepatienten könnte Biofeedback daher ein effektiver und nebenwirkungsfreier Ansatz zur langfristigen Kontrolle ihrer Erkrankung darstellen.

Eine 36-jährige Erzieherin stellte sich mit folgenden Symptomen in unserer Praxis vor: Migräne, innere Unruhe, Verspannungen, kalte Hände, Panikattacken, Herzklopfen, nervös bedingte Diarrhö, Gewichtsabnahme, Schlafstörung und Konzentrationsabfall. (…)

Sie absolvierte 24 Biofeedback-Sitzungen innerhalb von 4 Jahren. Wir trainierten mit ihr Atempacing, Herzkohärenz, und Handerwärmung. Sie konnte auch einen Hyperventilationstest (simulierte Extrematmung) durchführen. (…). Sie lernte, die Brustatmung von der Bauchatmung zu entkoppeln, regelmäßig zu atmen und langsam auszuatmen. Zunehmend konnte sie ihre Schultern lockern und ihre Nackenverspannung löste sich. (…)

Nach 6 Monaten hörte ihre Migräne auf, sie zu plagen. (…) 

Dr. Christine Schottdorf-Timm

Neuromaster Trainingsvorlagen für Migräne

Im folgenden Video wird erklärt, wie Migräne mittels Temperatur-Training und Vasokonstriktionstraining gelindert werden kann.

Biofeedback bei chronischem Rückenschmerz

Chronische Rückenschmerzen sind eine der häufigsten gesundheitlichen Beschwerden, die Menschen jeden Alters betreffen. Oft entwickeln sich diese Schmerzen über einen längeren Zeitraum und können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Besonders problematisch ist der sogenannte „Teufelskreis“ aus Muskelverspannung und Schmerz: Die Schmerzen führen zu unbewussten Muskelverspannungen, die wiederum die Schmerzen verstärken. Dieser Kreislauf kann ohne gezielte Interventionen schwer zu durchbrechen sein. Biofeedback hat sich in den letzten Jahren als eine effektive Methode erwiesen, um diesen Kreislauf zu unterbrechen und chronische Rückenschmerzen nachhaltig zu lindern.

Behandlung von Rückenschmerzen mit Biofeedback

Biofeedback bei chronischen Rückenschmerzen basiert vorwiegend auf der Anwendung des Oberflächen-EMG (Elektromyographie). Ziel ist es, den Patient:innen beizubringen, die Muskelspannung willentlich zu reduzieren. Dies wird erreicht, indem die elektrische Aktivität der Muskeln direkt vom Schmerzort erfasst und visualisiert wird.1 Diese Rückmeldung ermöglicht es Patient:innen, ein besseres Bewusstsein für die eigene Muskelspannung zu entwickeln und gezielt zu entspannen.

Ein typisches Biofeedback-Setup bei Rückenschmerzen umfasst das Anbringen von Elektroden an den betroffenen Stellen, etwa im unteren Rückenbereich. Diese Elektroden erfassen die Muskelaktivität und senden die Daten an ein Gerät, das die Ergebnisse visuell auf einem Bildschirm darstellt. Die Patient:innen können so in Echtzeit sehen, wie sich ihre Muskelspannung verändert, und lernen, diese bewusst zu beeinflussen.

Wirksamkeit

Die Wirksamkeit von Biofeedback bei der Behandlung chronischer Rückenschmerzen ist gut dokumentiert. Das umfassende Review der Association for Applied Psychophysiology and Biofeedback „Evidence-Based Practice in Biofeedback and Neurofeedback“ bewertet die Behandlung von muskelbezogenen Rückenschmerzen durch Biofeedback als „wirksam“.2

Eine Vielzahl von Studien hat die positive Wirkung von EMG-Biofeedback bei chronischen Rückenschmerzen bestätigt. Diese Studien belegen, dass Betroffene, die regelmäßig Biofeedback-Training absolvieren, eine signifikante Reduktion ihrer Schmerzen und eine Verbesserung ihrer Lebensqualität erfahren. Im Durchschnitt werden 8 bis 10 Sitzungen empfohlen, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.1

 

Biofeedback in der Schmerztherapie

Temperomandibuläre Störungen, Gesichtsschmerz und Bruxismus

Temperomandibuläre Störungen (TMS) zeichnen sich primär durch Schmerzen im Gesicht und dort vor allem im Bereich der Kiefermuskulatur und -gelenke aus, der Schmerz kann aber auch in andere Bereiche ausstrahlen.

Aktuell werden hier für die Entstehung multifaktorielle Modelle angenommen (Zusammenspiel von strukturellen, funktionellen und psychischen Faktoren), wobei psychische und emotionale Faktoren eine große Rolle in bei diesem Störungsbild zu spielen scheinen1.

Bruxismus als nicht-funktionales Knirschen und Mahlen mit den Zähnen ist meist Ursache von Kaugelenks- und Gesichtsschmerz und kann auch an der Entstehung von Tinnitus beteiligt sein. Durch eine Fehlbeanspruchung des Kausystems sind Abnutzungserscheinungen der Zähne, Zahnfleischschwund und andere dauerhafte Veränderungen der Zahn- und Gefäßstruktur möglich.

Die Behandlung von TMS, Gesichtsschmerz und Bruxismus mit Biofeedback

Besonders relevant ist bei Biofeedback in Zusammenhang mit temperomandibulären Störungen die dysfunktionale Muskelaktivität1. Die Muskulatur der Probanden zeigt hier z.B unter Stress eine erhöhte Aktivität (im Vergleich zu einer Kontrollgruppe)6. Zur Behandlung wird das EMG-Biofeedback angewandt, welches teils mit anderen Feedback-Optionen kombiniert wird um die allgemeine Entspannungsfähigkeit zu fördern.

Ziel ist es ineffektive Muskelaktivität Schritt für Schritt zu mindern, die Geschwindigkeit der Entspannung zu verbessern und die Körperwahrnehmung zu verbessern1.

Beim Bruxismus wird oft der Ansatz verwendet die Muskelspannung des Kaumuskels zu erfassen und mittels z.B eines Tons an den Probanden rückzumelden. Dieser kann sich so seiner Handlung bewusst werden und das Verhalten „verlernen“7 (z.B mit Signaltönen auch in der Nacht8). Ziel ist es, dass dieser Impuls später auch ohne Signal wahrgenommen und unterbrochen werden kann.

Wirksamkeit

Eine Meta-Studie unterstützt die Wirksamkeit von EMG-Biofeedback bei TMS und berichtete auch, dass 69% der Probanden nach einer Biofeedback-Behandlung als geheilt oder mindestens klinisch verbessert galten, während dies unter Placebobedingungen nur bei 35% der Probanden der Fall war. Die Anzahl an Sitzungen schwankte in der analysierten Literatur zwischen 6-12 Einheiten9. Eine weitere Studie zeigte, dass EMG-Biofeedback der Behandlung mit einer Aufbissschiene und dem Ergebnis in einer unbehandelten Kontrollgruppe überlegen war10.
In einer Fallstudie zu Bruxismus wurde durch die nächtliche Verwendung eines Biofeedbackgerätes der tägliche Bruxismus um 78% und der nächtliche Bruxismus um 66% verringert11.

Zusammenfassend wurde Biofeedback bei temperomandibulären Störungen im Biofeedback-Review der Association for Applied Psychophysiology and Biofeedback „Evidence-Based Practice in Biofeedback and Neurofeedback“ mit der zweithöchsten Wirksamkeitsstufe bewertet2.

Tipp aus der Praxis
Falls der Proband bereits eine Beißschiene zum Schutz des Zahnschmelzes verschrieben bekommen hat, sollte er diese beim Biofeedback tragen.

Biofeedbackmessungen können auch beim optimalen Anpassen von Zahnersatz, Schienen oder Zahnspangen helfen, damit es durch den Fremdkörper im Mund nicht zu unnötigen Muskelverspannungen im Gesichtsbereich kommt.

Biofeedback in der Schmerztherapie

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Biofeedback für vielerlei Arten von Schmerz eine effektive Behandlungsmethode ist. Die hauptsächlich verwendeten Feedback-Modalitäten sind das EMG-Feedback sowie das Handerwärmungstraining (bzw. das Vasokonstriktionstraining bei Migräne).

Die Methode kann Klienten auch dabei helfen, problematische Muskelaktivität überhaupt erst wahrzunehmen und ihnen eine gewisse Selbstwirksamkeit im Umgang mit ihrem Schmerz wiederzugeben.

Quellen:

1 – Martin, A., & Rief, W. (2009). Wie wirksam ist Biofeedback? Eine therapeutische Methode. Bern: Huber.

2 – G. Tan, F. Shaffer, R. Lyle, & I. Teo (Eds.). Evidence-based practice in biofeedback and neurofeedback (3rd ed.). Wheat Ridge, CO: Association for Applied Psychophysiology and Biofeedback.

3 – Sekundärzitate aus: Evers, S., May, A., Fritsche, G., Kropp, P., Lampl, C., Limmroth, V., … & Diener, H. C. (2008). Leitlinie der Deutschen Migräne-und Kopfschmerzgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Nervenheilkunde, 27, 933-949.

4 – Breslau, N., Merikangas, K., & Bowden, C. L. (1994). Comorbidity of migraine and major affective disorders. Neurology.

5 – Evers, S., May, A., Fritsche, G., Kropp, P., Lampl, C., Limmroth, V., … & Diener, H. C. (2008). Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Nervenheilkunde, 27, 933-949.

6 – Mercuri, L. G., Olson, R. E., & Laskin, D. M. (1979). The specificity of response to experimental stress in patients with myofascial pain dysfunction syndrome. Journal of Dental Research, 58(9), 1866-1871.

7 – Shetty, S., Pitti, V., Babu, C. S., Kumar, G. S., & Deepthi, B. C. (2010). Bruxism: a literature review. The Journal of Indian Prosthodontic Society, 10(3), 141-148.

8 – Cassisi, J. E., McGlynn, F. D., & Belles, D. R. (1987). EMG-activated feedback alarms for the treatment of nocturnal bruxism: current status and future directions. Applied Psychophysiology and Biofeedback, 12(1), 13-30.

9 – Crider, A. B., & Glaros, A. G. (1999). A meta-analysis of EMG biofeedback treatment of temporomandibular disorders. Journal of Orofacial Pain, 13(1). nach Martin, A., & Rief, W. (2009). Wie wirksam ist Biofeedback? Eine therapeutische Methode. Bern: Huber.

10 – Hijzen, T. H., Slangen, J. L., & Houweligen, H. C. (1986). Subjective, clinical and EMG effects of biofeedback and splint treatment. Journal of Oral Rehabilitation, 13(6), 529-539.

11 – Feehan, M., & Marsh, N. (1989). The reduction of bruxism using contingent EMG audible biofeedback: a case study. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 20(2), 179-183.