Auch wenn sich Sitzungen für Biofeedback oder Neurofeedback natürlich abhängig von Indikation und Klient unterscheiden so gibt es doch einige Richtschnüre denen die meisten Trainingn und Trainings folgen.

In diesem Beitrag stellen wir einen üblichen Ablauf eines Biofeedback-Trainings vor.

Phase 1: Diagnostik und Vorbereitung

Auch Biofeedback-Behandlungen beginnen mit einer generellen (und vom Biofeedback in vielerlei Hinsicht unabhängigen) Anamnese. Wenn diese Grundlagen geklärt sind, wird meist die Methode kurz vorgestellt. Dies hat das Ziel den Klienten die Hintergründe von Biofeedback und Neurofeedback zu erklären und sie ein wenig für die Methode zu interessieren und begeistern.

Für Biofeedback bietet sich hier vor Allem ein Hautleitwerts-Training an. Dieser Parameter reagiert extrem schnell und sensibel auf Stressoren wie schnelleres Atmen oder ein wenig Kopfrechnen und dient vielen Klienten als „Aha-Erlebnis“ über psycho-physiologische Zusammenhänge.

Beim Neurofeedback ist die rasche aktive Kontrolle ein wenig schwieriger, hier könnte man „automatische“ Effekte, wie den Berger-Effekt nutzen um den Klienten die Abläufe zu erklären. Beim Berger-Effekt zeigt sich im EEG beim Öffnen der Augen ein rascher Wechsel von Alpha-Aktivität zu Beta-Aktiviät.

Danach beginnt man mit der tatsächlichen Diagnostik, im EEG ist die die Basisbefundung, beim Biofeedback führen wir einen sogenannten Stresstest durch. Wobei sich hier mittlerweile eher der Begriff Stress- und Erholungsprofil durchgesetzt hat, da vor Allem auch die Reaktion in Entspannungsphasen sehr aufschlussreich ist. Der Klient wird hier mit (moderaten) Stressreizen, wie Kopfrechnen, Geräuschen, Denken an belastende Situationen konfrontiert und tritt anschließend in Entspannungsphasen ein. Wir betrachten hier einerseits die Reaktion auf den Stressor an sich und andererseits die Vorgänge in der Entspannungsphase. Um dies besser zu veranschaulichen, hier zwei Beispiele von Stressprofilen.

Guter Stresstest
Nach anfänglicher Nervosität, ist der Klient ruhig. In Stressphasen zeigt er (erwartungsgemäß und völlig normal) eine angeerfassene Reaktion und kann sich in Entspannungsphasen wieder erholen.

Schlechter Stresstest
Der Klient zeigt in den Stressphasen eine immens hohe Stressreaktion. Noch viel auffälliger ist allerdings, dass er sich auch in den Entspannungsphasen nicht wieder erholt.

Die Ergebnisse der Stressprofile sind gemeinsam mit der Anamnese der Ausgangspunkt für die weitere Planung des Trainings.

Phase 2: Training

Nachdem in der Diagnostikphase die Ziele für die Behandlung festgelegt wurden, wird in der Trainingsphase daran gearbeitet diese zu erreichen. Welche Methoden in der Trainingsphase genutzt werden ist verschieden. So kann…

  • bei Morbus Raynaud mittels Temperatur-Training daran gearbeitet werden die Temperatur der Hände zu erhöhen
  • bei chronischen Kopfschmerzen die Anspannung der Kiefermuskulatur reduziert werden
  • beim Neurofeedback bei ADHS die Aktivität von Beta- und Theta-Wellen beinflusst werden
  • uvm. – siehe Anwendungsgebiete.

Wie das Feedback vermittelt wird ist von Indikation und Klient abhängig. So wird oft davon berichtet, dass gerade bei Störungen aufgrund von Leistungsdruck (wie Burnout) ein gefühlt sehr zielorientiertes Schwellentraining anfangs nicht empfohlen wird. Hier könnte man mit Animationen arbeiten, wie einer Blume die sich bei Entspannung öffnet.

So kann der Klient lernen sich Schritt für Schritt zu entspannen.

Schlussendlich sind natürlich auch die Präferenzen des Klienten zentral. Wenn dieser lieber einen lächelnden Smiley als Belohnung sieht, als ein Video eines Sonnenaufgangs spricht da ja nichts dagegen.

Wie lange die Trainingsphase durchgeführt wird, ist ein vieldiskutiertes Thema. Eine sehr spannende Studie hat empfohlen hier vor Trainingsbeginn Zielkriterien (z.B. Fähigkeit die Hände auf 32 Grad zu erwärmen) festzulegen und das Training dann als abgeschlossen zu sehen, wenn diese erreicht sind.

Auch wenn die Erfolgsraten bei Biofeedback auch bei geringer Anzahl von Sitzungen sehr hoch sind (oft werden je nach Indikation zwischen 6-15 Sitzungen empfohlen), sind diese Zahlen oft in Einrichtungen mit fest vorgelegten Trainingplänen (Reha-Zentren mit 3-wöchigem Aufenthalt) nicht durchführbar.

Hier hat es sich als erfolgreich gezeigt bei geringerer Sitzungsanzahl den Fokus eher in Richtung Psychoedukation (Zusammenspiel von Gedanken, Emotionen und Physiologie…) zu legen um den Klienten für ein multi-dimensionales Krankheitsmodell zu öffnen. Zusätzliche Biofeedback-Behandlungen können dann von niedergelassenen Therapeuten durchgeführt werden.

Phase 3: Festigung und Transfer in den Alltag

Das Ziel der Behandlung ist es schlussendlich den Klienten zu befähigen die Parameter willentlich und ohne Rückmeldung durch die Geräte zu steuern. Schließlich will man den Klienten ja nicht vom Gerät abhängig machen.

Die Phase der Festigung beginnt mehr oder weniger wenn der Klient in der Lage ist die Parameter mit Feedback zu beeinflussen. Danach kann das Training so abgewandelt werden, dass das System zwar misst, dem Klienten aber keine direkte Rückmeldung gibt. Die Veränderungen werden erst nach der Sitzung gemeinsam besprochen (Sie als Therapeut haben mit einem Kontrollmonitor aber immer die volle Übersicht).

Mit portablen Systemen können Sie auch in-vivo gehen und live mit dem Klienten belastende Situationen aufsuchen (z.B. einen hohen Turm bei Höhenangst). Für die Heimarbeit gibt es hier auch die Möglichkeit dem Klienten die Videos, welche er in den Sitzungen für Entspannung nutzt mitzugeben, damit er diese zuhause als geistige Stütze für Übungen (ohne Feedback) nutzen kann.

Phase 4: Ende

In der letzten Sitzung kann z.B. der Stresstest wiederholt werden um sich Veränderungen anzusehen. Gemeinsam wird nochmals das Training besprochen und wie die nächsten Monate nach Beendigung am besten aussehen sollten (Übungen für Zuhause).

Was sich sehr bewährt hat ist das Planen von sogenannten Booster-Sitzungen. Hier kommt der Klient nochmals vorbei und gemeinsam wird überprüft ob die gelernte Fähigkeit noch “gut sitzt” und bei Bedarf kann man dann nochmals “nach trainieren”.

Fazit

Der Planung des Behandlungsablaufs kommt beim Biofeedback und Neurofeedback eine hohe Bedeutung zu. Sie ist auch ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass es bei Methoden der „Gerätepsychologie“ eben nicht ausreicht, jemanden einfach ein Gerät vor die Nase zu setzen, sondern, dass die Expertise eines Anwenders zentral ist!