Neurofeedback bei ADHS: Ein Weg zu mehr Aufmerksamkeit und innerer Ruhe

In einer Zeit, in der immer mehr Kinder und Erwachsene mit der Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) konfrontiert werden, suchen viele Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen, Ergotherapeut:innen und Ärzt:innen nach alternativen und ergänzenden Behandlungsmöglichkeiten. Eine Methode, die sich in den letzten Jahren als vielversprechend erwiesen hat, ist das Neurofeedback. Dieser Blogartikel beleuchtet die Wirkungsweise und den Nutzen von Neurofeedback bei ADHS und zeigt auf, wie es als Teil einer umfassenden Therapie eingesetzt werden kann.

Was ist Neurofeedback?

Neurofeedback ist eine spezialisierte Form des Biofeedbacks, bei der Gehirnwellen in Echtzeit gemessen und analysiert werden. Das Ziel ist es, das Gehirn dabei zu unterstützen, seine Aktivität selbst zu regulieren. Die Patient:innen lernen, bestimmte Gehirnwellenmuster zu verstärken oder zu reduzieren, was zu einer Verbesserung der Konzentration und emotionalen Kontrolle führen kann. Diese Methode ist nicht invasiv und bietet eine vielversprechende Alternative oder Ergänzung zur medikamentösen Therapie.

 

Neurofeedback bei ADHS: Wie funktioniert es?

Bei Menschen mit ADHS zeigen sich häufig Ungleichgewichte in bestimmten Gehirnwellenmustern. Beispielsweise sind die Theta-Wellen, die mit Tagträumen und entspanntem Wachzustand assoziiert werden, oft überaktiv, während die Beta-Wellen, die mit Fokus und Aufmerksamkeit verbunden sind, unteraktiv sein können. Durch gezieltes Training im Rahmen des Neurofeedbacks lernen Betroffene, diese Ungleichgewichte auszugleichen.

Während einer Neurofeedback-Sitzung wird der/die Patient:in mit Elektroden verbunden, die die Gehirnaktivität messen. Diese wird dann auf einem Bildschirm in Form eines Spiels oder einer anderen visuellen Darstellung wiedergegeben. Wenn das Gehirn die gewünschten Wellenmuster produziert, wird der/die Patient:in durch positive Rückmeldung belohnt. Mit der Zeit lernt das Gehirn, diese Muster beizubehalten, auch außerhalb der Sitzungen.

 

Vorteile von Neurofeedback bei ADHS: 

  1. Verbesserte Aufmerksamkeit und Konzentration: Studien zeigen, dass Neurofeedback zu einer signifikanten Verbesserung der Aufmerksamkeit und Konzentration bei ADHS-Patienten führen kann. Dies kann sich positiv auf schulische Leistungen, beruflichen Erfolg und alltägliche Aufgaben auswirken.
  2. Reduktion von Hyperaktivität und Impulsivität: Durch das Training der Gehirnwellen können auch Symptome wie Hyperaktivität und Impulsivität reduziert werden, was den Patienten hilft, in sozialen und beruflichen Situationen besser zurechtzukommen.
  3. Individuell anpassbar: Neurofeedback bietet den Vorteil, dass es individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden kann. Dies ist besonders wichtig, da ADHS in sehr unterschiedlichen Ausprägungen auftreten kann.
  4. Nebenwirkungsfrei: Im Gegensatz zu medikamentösen Behandlungen sind beim Neurofeedback keine unerwünschten Nebenwirkungen bekannt . Dies macht es zu einer sicheren Alternative oder Ergänzung, insbesondere für Patienten, die auf Medikamente nicht gut ansprechen.

 

Anwendungsgebiete und Erfolgsaussichten 

Neurofeedback wird nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen mit ADHS erfolgreich eingesetzt. Die Therapie erfordert in der Regel mehrere Sitzungen, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. Die Ergebnisse können von Patient:in zu Patient:in variieren, aber viele berichten von deutlichen Verbesserungen in ihrem Alltag.

Studien zeigen, dass Neurofeedback in Kombination mit anderen Therapieformen, wie Verhaltenstherapie oder Ergotherapie, besonders effektiv sein kann. Es ist wichtig, dass die Therapie von qualifizierten Fachkräften durchgeführt wird, um die bestmöglichen Ergebnisse zu gewährleisten.

 

Fazit: Eine vielversprechende Methode mit großem Potenzial

Neurofeedback bietet eine spannende und wirkungsvolle Methode zur Behandlung von ADHS, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet ist. Durch das gezielte Training der Gehirnwellen können Betroffene lernen, ihre Symptome besser zu kontrollieren und ihren Alltag deutlich zu verbessern. Für Psycholo:innen, Psychotherapeut:innen, Ergotherapeut:innen und Ärzt:innen stellt Neurofeedback eine wertvolle Ergänzung im Behandlungsspektrum dar, die ohne Nebenwirkungen auskommt und individuell auf die Bedürfnisse der Patient:innen abgestimmt werden kann. Die Literatur weist auf die positiven und nachhaltigen Effekte hin, was die Relevanz dieser Methode in der Praxis unterstreicht (Sidiropoulos, 2023).

 

 Biofeedback bei:

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ADHS

5

Angststörungen

5

Asthma

5

Beruf

5

Bluthochdruck

5

Depression

5

Epilepsie

5

Erektile Dysfunktion

5
Hyperventilation
5

Inkontinenz

5

Leistungssport

5

Morbus Raynaud

5

PTBS

5

Rehabilitation

5

Reizdarm

5

Schlafstörungen

5

Stress & Burnout

5

Stressdiagnostik

5

Schmerztherapie

5

Tinnitus

5

Verstopfung

Quellen:

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Haus, K. M., Held, C., Kowalski, A., Krombholz, A., Nowak, M., Schneider, E., … & Wiedemann, M. (2013). Praxisbuch Biofeedback und Neurofeedback. Berlin, Heidelberg: Springer.

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Sidiropoulos, K. (Ed.). (2023). EEG-Neurofeedback bei ADS und ADHS: Innovative Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Springer.

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