Biofeedback in der Behandlung von Morbus Raynaud

Morbus Raynaud, umgangssprachlich auch als Weißfingerkrankheit bekannt, äußert sich durch Taubheit, Schmerzen und Kälte in den Fingern und Zehen. Diese Symptome können sich auf die ganze Hand bzw. den ganzen Fuß ausdehnen und in seltenen Fällen auch das Gesicht betreffen. Frauen sind fünfmal häufiger betroffen als Männer.

Behandlung von Morbus Raynaud mit Biofeedback

Biofeedback in der Behandlung von Morbus RaynaudDas Hauptziel der Biofeedback-Behandlung bei Morbus Raynaud ist das Erlernen der Fähigkeit, die Hände willentlich zu erwärmen (Khazan et al., 2023). Dabei wird ein Fingersensor verwendet, der die Temperatur misst und diese auf einem Bildschirm anzeigt. Die Rückmeldung kann als einfache Kurve dargestellt werden oder in Form von Animationen und Belohnungsvideos erfolgen.

Besonders Animationen bieten eine effektive Rückmeldung: Patient:innen können beispielsweise nur dann auf einem vorgegebenen Weg vorankommen, wenn deren Handtemperatur steigt. Ergänzend können auch andere Entspannungsfeedbacks wie Atemtraining eingesetzt werden.

Das Training beginnt unter entspannten Bedingungen und wird anschließend bei Vorgabe von Kältereizen fortgeführt (z.B. Raumtemperatur, kalte Gegenstände) (Karavidas et al., 2006). Mittels Handerwärmungsübungen als Heimtraining ohne Feedback und subjektives Einschätzen der Temperaturveränderung wird die Dauerhaftigkeit des Trainingerfolgs gewährleistet.

Eine Übertragung des Trainingseffekts auf andere Extremitäten (z.B. die Füße) ist möglich.

Wirksamkeit, Tipps und Quellen

Laut einem Wirksamkeitsreview der Association for Applied Psychophysiology and Biofeedback wurde die Anwendung von Biofeedback bei Morbus Raynaud mit der zweithöchsten Wirksamkeitsstufe „wirksam“ bewertet (Khazan et al., 2023). Die langfristige Erfolgsrate liegt bei 70% (Ford, 1982).

Viele Therapeut:innen nutzen Temperatur-Biofeedback zur Behandlung von Morbus Raynaud. Im Schnitt wird in der Literatur von 5-10 erforderlichen Sitzungen berichtet, einzelne Personen können aber auch zwischen 8-16 Sitzungen (oder mehr) benötigen, um das Erwärmen der Hände zu erlernen (Karavidas et al., 2006).

Ziel ist eine anhaltende Reduktion der Anfallshäufigkeit und -intensität, um die Lebensqualität der Betroffenen deutlich zu verbessern. Studien haben gezeigt, dass Temperatur-Biofeedback eine größere Reduktion der Symptomhäufigkeit bewirkt als EMG-Biofeedback oder autogenes Training (Freedman & Ianni, 1983; Freedman et al., 1988b). Biofeedback kann aber auch eingesetzt werden, um andere Techniken, wie autogenes Training, zu unterstützen.

Tipps aus der Praxis

Die Temperatur in den Händen kann durch innere Vorstellungsbilder stark beeinflusst werden. Während der Biofeedbackmessung können verschiedene Bilder ausprobiert werden, um die wirksamsten zu identifizieren. Bei manchen Patient:innen funktionieren klassische Wärmebilder (z.B. warmer Sand, Feuer, Sonne, Heizkörper), bei anderen eher emotional warme Bilder (z.B. von geliebten Menschen oder Haustieren) oder Erinnerungen an positive Ereignisse (z.B. Urlaub, beruflicher Erfolg).

 Biofeedback bei:

5

ADHS

5

Angststörungen

5

Asthma

5

Beruf

5

Bluthochdruck

5

Depression

5

Epilepsie

5

Erektile Dysfunktion

5
Hyperventilation
5

Inkontinenz

5

Leistungssport

5

Morbus Raynaud

5

PTBS

5

Rehabilitation

5

Reizdarm

5

Schlafstörungen

5

Stress & Burnout

5

Stressdiagnostik

5

Schmerztherapie

5

Tinnitus

5

Verstopfung

Quellen:

Ford, M. R. (1982). Raynaud’s disease, essential hypertension, and irritable bowel syndrome: A review of the long-term follow-up literature. Biofeedback And Self-regulation, 7(4), 521–536.

Freedman, R. R., Sabharwal, S. C., Ianni, P., Desai, N., Wenig, P. & Mayes, M. (1988b). Nonneural beta-adrenergic vasodilating mechanism in temperature biofeedback. Psychosomatic Medicine, 50(4), 394–401. https://doi.org/10.1097/00006842-198807000-00007

Freedman, R. R. & Ianni, P. (1983). Role of cold and emotional stress in Raynaud’s disease and scleroderma. British Medical Journal, 287(6404).

Karavidas, M. K., Tsai, P. S., Yucha, C., McGrady, A. & Lehrer, P. M. (2006). Thermal Biofeedback for Primary Raynaud’s phenomenon: A Review of the Literature. Applied psychophysiology and biofeedback, 31, 203-216.
Khazan, I., Shaffer, F., Moss, D., Lyne, R. & Rosenthal, S. (2023). Evidence-Based Practice in Biofeedback and Neurofeedback.