Wie schreibe ich einen Biofeedback-Kurzbefund? Und wie erkläre ich ihn dem Patienten?

von | 4. Juni 2025 | Biofeedback, Grundlagen

Ein praktischer Leitfaden für Biofeedbacktherapeut:innen und -trainer:innen

 

 

Warum ein Kurzbefund?

Ein gut formulierter Biofeedback-Kurzbefund ist eine wertvolle Brücke zwischen Diagnostik, interdisziplinärer Kommunikation und Therapieplanung. Er hilft Kolleg:innen (z. B. Zuweisern) und den Patient:innen, die Messergebnisse einzuordnen – sachlich, verständlich und handlungsleitend.

Dabei ist oft weniger mehr: Ein strukturierter, kurzer Befund fasst das Wesentliche zusammen – klar, prägnant und ohne Überinterpretation. Ideal sind zwei Versionen:

  • eine medizinisch-sachliche Formulierung für Arztbriefe,
  • eine einfache Erklärung für Patient*innen (z. B. als Rückmeldung im Gespräch oder als Handout).

 

Was gehört in einen Biofeedback-Kurzbefund?

Die folgenden Inhalte haben sich bewährt:

Inhalt Zweck
Testaufbau Welche Stressoren wurden eingesetzt?
Reaktionstyp Angemessene, unter- oder überschießende Reaktion?
Rückregulation Wie gut erholt sich der Körper danach?
Auffällige Parameter z.B. Atmung, EMG, Hautleitwert
Interpretation Was bedeutet das Muster klinisch?
Empfehlung Training, Psychoedukation, Monitoring etc.

 

Beispielformulierungen

 

Normale Stressregulation

 
Arztbrief-Version:

Im Biofeedback-Stresstest zeigte sich ein normgerechtes Reaktionsprofil. Die Patientin reagierte angemessen auf alle Stressoren. Sympathikotoner Anstieg (SCL, Pulsfrequenz) mit rascher Rückregulation. Keine pathologischen Auffälligkeiten. Kein unmittelbarer Interventionsbedarf.

Patient:innen-Version (einfache Sprache):

Ihr Körper hat ganz normal auf die Stressaufgaben reagiert – zum Beispiel mit leichtem Schwitzen oder schnellerem Herzschlag. Danach konnte er sich gut wieder beruhigen. Das zeigt: Ihr Stresssystem funktioniert gesund und flexibel.

 

Dysregulierte Stressverarbeitung

 
Arztbrief-Version:

Im Biofeedback-Stresstest zeigte sich ein dysreguliertes Stressverarbeitungsmuster. Bereits in der Baseline erhöhte sympathikotone Aktivität. Auf Stressoren überschießende Reaktionen, verzögerte Rückregulation. Auffallend hohe Spontanaktivität des elektrodermalen Systems, niedrige periphere Temperatur, persistente Muskelspannung und flache Brustatmung. Empfehlung: Biofeedbacktraining zur Stabilisierung der vegetativen Regulation und Atemführung.

Patient:innen-Version:

Ihr Körper war schon zu Beginn angespannt und hat auf die Stressaufgaben sehr stark reagiert. Auch nachher war es schwer für ihn, wieder zur Ruhe zu kommen. Das ist ein Zeichen, dass Ihr Stresssystem momentan überaktiv ist. Wir können mit gezieltem Training helfen, dass Sie schneller entspannen können.

 

Unauffälliges Profil mit erhöhter Muskelspannung

 
Arztbrief-Version:

Insgesamt unauffälliges Biofeedback-Stressprofil mit angemessener Reaktion und Rückregulation. Auffällig war ein durchgehend erhöhter EMG-Tonus im M. trapezius, ohne Entspannungsfähigkeit über den Messverlauf. Hinweis auf muskuläre Restanspannung (evtl. stressbedingt). Empfehlung: EMG-Biofeedback oder muskelbezogene Entspannungsintervention.

Patient:innen-Version:

Ihr Körper hat insgesamt gut auf die Stressaufgaben reagiert. Allerdings waren Ihre Schultermuskeln die ganze Zeit über angespannt – selbst in der Ruhephase. Das passiert oft unbewusst durch Haltung oder Stress. Hier könnte gezieltes Entspannungstraining helfen.

 

Tipps für die schriftliche Befundgestaltung

  • Kurz & klar: 5-6 Sätze reichen völlig.
  • Fakten zuerst: Was war objektiv messbar?
  • Interpretation danach: Was bedeutet es klinisch?
  • Wertschätzend & ressourcenorientiert formulieren –  besonders in der Patient:innen-Version.
  • Bei Arztbriefen: Fachsprache, aber keine Spekulationen ohne Zusammenhang.

 

Bonus: Satzbausteine für Befunde

Befund Arztbrief-Formulierung Einfache Sprache
Gute Erholung „Rasche Rückregulation nach Stressoren“ „Ihr Körper kann sich gut beruhigen“
Hohes Stresslevel „Erhöhte Grundaktivität des sympathischen Nervensystems“ „Ihr Körper war schon vor dem Test angespannt“
Brustatmung „Flache, thorakale Atmung mit erhöhter Frequenz“ „Sie atmen schnell und eher mit dem Brustkorb“
Hoher Muskeltonus „Persisente Anspanung im EMG (v.a. M. trapezius)“ „Ihre Schultern waren die ganze Zeit angespannt“
Temperatur niedrig „Periphere Vasokonstriktion, keine Temperatursteigerung“ „Ihre Hände blieben eher kühl – auch in den Ruhephasen“

 

Fazit:

Ein präziser Biofeedback-Kurzbefund ist mehr als nur Dokumentation – er schafft Klarheit für Behandlerinnen und Klientinnen. Je klarer wir Daten erheben, beschreiben und erklären, desto besser wird die gemeinsame Arbeit an Stressverarbeitung, Selbstregulation und Gesundheit.

 

 

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