In diesem Interview erklärt Mag. Edith Beer wie sie Biofeedback in der Therapie von Traumafolgestörungen einsetzt.
Frage: Sie haben Erfahrungen im Bereich von Biofeedback bei Traumafolgestörungen. Was war für Sie der Auslöser, Biofeedback gerade hier einzusetzen? Und worin liegt für Sie der Mehrwert?
Antwort: Traumatische Erfahrungen können das vegetative Nervensystem deutlich beeinflussen – genau hier setzt Biofeedback an. Ein zentraler Bestandteil jeder Traumatherapie ist zu Beginn die Stabilisierung. Und da ist Biofeedback ein unglaublich hilfreiches Werkzeug, weil es auf körperlicher Ebene Selbstregulationsfähigkeiten fördert. Das war auch unsere Motivation, Biofeedback als ergänzendes Verfahren in der Arbeit mit Patient:innen mit Traumafolgestörungen einzuführen – und die Rückmeldungen dazu sind durchweg positiv.
Frage: Welche Biofeedback-Parameter empfinden Sie in diesem Zusammenhang als besonders sinnvoll?
Antwort: Das ist sehr individuell. Ich leite zu Beginn meist alle verfügbaren Parameter ab, um zu sehen, wo wir gezielt ansetzen können. Häufig zeigt sich eine Reaktion über das EMG – beispielsweise Verspannungen im Trapezius oder im Kieferbereich.
Frage: Wie viele Sitzungen braucht es Ihrer Erfahrung nach, bis erste Effekte spürbar sind?
Antwort: Mindestens fünf Sitzungen sind sinnvoll, damit ein erstes Bewusstsein für die eigenen Reaktionsmuster entstehen kann. Es braucht ein bisschen Zeit, um sich selbst auszuprobieren und Vertrauen in die eigene Selbstregulationsfähigkeit zu entwickeln. Wenn mehr Einheiten möglich sind, ist das natürlich ideal.
Frage: Was berichten Patient:innen aus dem Alltag, wenn sie erste Fortschritte machen?
Antwort: Das erste Aha-Erlebnis ist meist: „Ich habe einen Körper, der auf psychische Zustände reagiert.“ Viele erleben es als spannende Entdeckungsreise, wenn sie am Bildschirm ihre körperlichen Prozesse beobachten – losgelöst vom reinen Gespräch. Diese externe Perspektive hilft ihnen, wieder in Kontakt mit sich zu kommen. Anfangs ist oft Zurückhaltung da, aber die Neugier siegt fast immer. Gerade bei Traumafolgestörungen ist es für viele sehr wichtig, das Gefühl zu haben: Ich kann etwas tun, um mich zu beruhigen und wieder in den Griff zu bekommen.
Frage: Welche Tipps würdest du Kolleg:innen geben, die überlegen, Biofeedback in ihre Arbeit zu integrieren – insbesondre im Bereich Traumafolgestörungen?
Antwort: Vor allem bei dieser Zielgruppe ist es wichtig, auf ein möglichst niederschwelliges Setting zu achten. Viele empfinden es als unangenehm, wenn sie direkt verkabelt werden oder zu wenig Kontrolle über das Setting haben. Deshalb: je weniger Kabel, desto besser. Wenn das Gerät es erlaubt, würde ich mit Sensoren starten, die auch eine gewisse Bewegungsfreiheit lassen. Wichtig ist das Gefühl: Ich kann jederzeit aufstehen oder den Raum verlassen, wenn ich möchte.
Frage: Wie wirksam empfindest du Biofeedback in der Traumtherapie und warum?
Antwort: Ich halte es für äußerst wirksam. Es verbessert die Interozeptionsfähigkeit. Die Patient:innen bekommen unmittelbares Feedback – sie sehen live auf dem Bildschirm, was in ihrem Körper passiert, und das schafft Vertrauen. Viele berichten, dass sie durch Biofeedback bestimmte Skills viel schneller verinnerlichen konnten. Auch Therapeut:innen erleben häufig, dass mit Biofeedback Fortschritte in der Therapie schneller und nachhaltiger erzielt werden.
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