Biofeedback erlebt in vielen Fachbereichen einen Aufschwung und gilt als moderne, körpernahe Therapiemethode – doch noch immer kursieren hartnäckige Mythen. Manche klingen spektakulär, andere schrecken ab. Zeit für einen Realitätscheck!
Hier sind die 7 größten Biofeedback-Mythen – und was Sie als Fachperson wirklich darüber wissen sollten:
Mythos 1: „Biofeedback ist Esoterik mit Kabeln.“
Fakt: Biofeedback ist keine Glaubensfrage, sondern ein evidenzbasiertes Verfahren der angewandten Psychophysiologie. Die physiologischen Signale – wie Atmung, Herzratenvariabilität, Muskelspannung oder Hirnströme – werden mit medizinisch zertifizierten Sensoren erfasst, visualisiert und gezielt trainiert. Die Wirksamkeit ist in vielen Studien wissenschaftlich belegt – u. a. bei Angststörungen, chronischen Schmerzen, ADHS oder funktionellen Beschwerden (eine Übersicht und Literaturverweise finden Sie hier).
Mythos 2: „Das macht der Computer – ich als Therapeut spiele keine Rolle.“
Fakt: Der Computer liefert objektive Daten – die Therapie gestaltet jedoch die Fachperson. Die eigentliche Wirkung entsteht durch gezielte Anleitung, Kontextualisierung und Transferhilfen für den Alltag. Therapeut*innen bleiben zentrale Prozessbegleiter – Biofeedback verstärkt ihre Wirksamkeit, ersetzt sie aber nicht. Biofeedback ist ein Werkzeug – und Sie sind der Schlüssel zur erfolgreichen Anwendung.
Mythos 3: „Das ist nur was für psychische Erkrankungen.“
Fakt: Biofeedback ist ebenso bei körperlichen Beschwerden wirksam. Indikationen reichen von Bluthochdruck, Migräne, Reizdarm und chronischem Schmerz bis zu Inkontinenz und muskulären Dysbalancen.
Mythos 4: „Das dauert ewig, bis man da Erfolge sieht.“
Fakt: Ganz im Gegenteil: Durch das Live-Feedback am Bildschirm sehen Patient*innen innerhalb von Sekunden, wie sich ihre Atmung, Muskelspannung oder Herzaktivität verändert – z. B. wenn sie bewusst entspannen oder anders denken. Diese unmittelbare Rückmeldung motiviert und fördert die Selbstwirksamkeit. Klinisch relevante funktionale Verbesserungen zeigen sich oft schon nach wenigen Sitzungen – je nach Indikation und Setting sind meist 5 bis 20 Sitzungen ausreichend.
Mythos 5: „Das ist viel zu kompliziert für meine Praxis.“
Fakt: Moderne Biofeedbacksysteme sind auf einfache Handhabung ausgelegt. Einmal eingeschult, lassen sich häufig verwendete Trainingsprotokolle rasch als Therapiebaustein anwenden. Viele Therapeut*innen berichten, dass Biofeedback nach kurzer Eingewöhnung sogar Entlastung im Alltag bringt.
Mythos 6: „Meine Patient*innen machen das doch eh nicht mit.“
Fakt: Biofeedback begeistert viele – gerade weil es das Unsichtbare sichtbar macht. Besonders bei chronisch Kranken, Jugendlichen oder Menschen mit hoher Leidensbelastung wirkt das Echtzeit-Feedback wie ein Aha-Erlebnis und hilft, wo Worte oder Medikamente nicht ausreichen. Die Rückmeldung auf dem Bildschirm fördert Verständnis, Motivation und Compliance – selbst bei anfänglicher Skepsis. In vielen Fällen wird das Biofeedback-Training sogar zum Highlight der Sitzung.
Mythos 7: „Mit Biofeedback kann man Gedankenlesen.“
Fakt: Nein – Biofeedback misst keine Gedanken, sondern physiologische Prozesse. Es zeigt, wie der Körper auf Gedanken, Gefühle und Reize reagiert – z. B. durch veränderte Herzfrequenz oder Muskeltonus. Genau darin liegt die therapeutische Chance: Patient*innen lernen, ihren Körper besser zu verstehen und gezielt zu regulieren. Aber was jemand denkt? Das bleibt Privatsache bis es im therapeutischen Gespräch erzählt wird.
Fazit:
Biofeedback ist kein Hokus-Pokus, sondern ein evidenzbasiertes Verfahren mit großem Potenzial für viele Disziplinen. Es stärkt die Autonomie der Patient*innen, bietet objektive Rückmeldung und bereichert jede ganzheitliche Therapieform.
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