Biofeedback bei Schmerzpatient:innen: Nutzen, kurzfristige Erfolge und Nachhaltigkeit in der Therapie

von , | 28. August 2024 | Erfahrungsberichte, Anwendungsgebiete, Biofeedback, Schmerzen

In diesem Interview erklärt Dr. med. Klaus-Jörg Münzer wie er Biofeedback in der Schmerztherapie einsetzt, diskutiert die kurzfristigen Erfolge bei Patient:innen mit chronischen Schmerzen und gibt Einblicke in die nachhaltigen Effekte dieser Methode:
Biofeedback bei Schmerz

Frage: Welchen Nutzen hat Biofeedback bei Schmerzpatient:innen in Ihren Augen?

Antwort: Ich halte Biofeedback im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts bei chronischen Schmerzpatientinnen und -patienten für sehr sinnvoll. Biofeedback eröffnet uns zunächst eine diagnostische Option, um den Patienten / der Patientin einen IST-Zustand zu demonstrieren. Wenn sie dann erkennen, dass sie bestimmte Parameter selbst wahrnehmen und verändern können, ist man schon einen Schritt weiter und kann sich den Patienten besser nähern. Man zeigt ihnen direkt, was sie selbst ohne äußere Einflussnahme erreicht haben und kann daraus erste Schlüsse für die Therapie ziehen.

Frage: Welche kurzfristigen Erfolge bemerken Sie?

Antwort: Der erste Erfolg tritt schon ein, wenn die Patienten sehen, was passiert. Diese Konfrontation mit dem eigenen Zustand merken sie sofort. Bei Spannungskopfschmerz und Migräne, besonders bei chronischer Migräne mit mehr als 15 Tagen Kopfschmerzen im Monat, kann regelmäßiges Atemtraining dazu führen, dass die Patienten vielleicht nur noch 3-4 Tage im Monat Kopfschmerzen haben. Das ist für sie ein großer Erfolg. Ein weiteres Beispiel betrifft Patienten mit Angst, die immer ihre Akutmedikation dabei haben. Sie berichten dann: „Herr Doktor, ich hatte die Medikamente zwar dabei, aber ich habe sie nicht gebraucht. Ich habe einfach anders geatmet, so wie Sie es gezeigt haben.“ Das gibt den Patienten ein Gefühl von Unabhängigkeit, das für sie unbezahlbar ist.

Frage: Wie nachhaltig sind diese Erfolge?

Antwort: Die Nachhaltigkeit hängt davon ab, wie die Patienten das Konzept fortsetzen. Am besten wird Nachhaltigkeit durch Aktivität erreicht. Das bedeutet, nicht nur den Parasympathikus zu trainieren, etwa durch Atemübungen, sondern auch den Sympathikus zu aktivieren, zum Beispiel durch moderates aerobes Ausdauertraining wie zügiges Gehen oder Joggen, drei Mal eine halbe Stunde pro Woche. Mein Ziel ist es, den Patienten zu vermitteln, dass sie in der Lage sein sollten, einem Bus hinterherzulaufen und sich dann ganz entspannt hineinzusetzen.

Frage: Wie viele Sitzungen sind notwendig, um diese Erfolge zu erzielen?

Antwort: Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Patientinnen und Patienten, die brauchen nur eine Sitzung. Sie verstehen es sofort und sagen: „Alles klar.“ Andere kommen 4-5-6 Mal, und manche verstehen es einfach nie.

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